Eva Bertram
Photographe
2 Ein Kind
Über einen Zeitraum von elf Jahren (1998-2009) fotografierte die 1964 geborene Berliner Künstlerin ihre heute 11-jährige Tochter. Die Aufnahmen zeigen nicht nur erstaunliche theatralische Wandlungen des Mädchens, sondern sie reflektieren auch das besondere Verhältnis von Fotografin und Modell, wo wechselseitiges Erkennen, Vertrautheit und Fremdbleiben immer wieder neu ausgelotet werden. Die wechselnden Rollen des Mädchens bilden Facetten des sich ausprobierenden Ichs. In sich versunken, oft konzentriert auf Zeichen, die aus einer Parallelwelt zu kommen scheinen, bewegt sie sich durch die Welt. Die Maske ist das Instrument eines ständigen Neuentwurfs eigener Identität. Sie wirkt in den weiblichen Rollen gesellschaftlicher Realität oder als Phantasiewesen der Kindheit. Die Fotografin versteht sich in dieser Situation als Beobachterin kindlicher Abläufe, in deren Verlauf sich durch die Kamera eine Eigendynamik entwickelt, die das performative Spiel zunehmend zu einer „Aufführung“ und „Darbietung“ werden lässt.
Zur Arbeit ist ein Katalogbuch im Hatje Cantz Verlag erhältlich.
Kindheit als Prozess des Eigensinns ist das zentrale Thema der Arbeit 2 Ein Kind der Berliner Fotografin Eva Bertram. Über einen Zeitraum von elf Jahren fotografierte sie ihre Tochter Herveva zwischen Spiel, Identitätsfindung und Erwachsenwerden. Die Aufnahmen zeigen nicht nur erstaunliche theatralische Wandlungen des Mädchens, sondern sie reflektieren auch das besondere Verhältnis von Fotografin und Modell sowie die zunehmende Selbstständigkeit und Selbsterkenntnis der Tochter als Mensch.??
Eine Auswahl von etwa 70 Bildern zeigt das Mädchen, häufig in selbst geschaffenen Spielfeldern. ?Der spielerische Charakter ihrer Posen und die Arrangements sind zugleich Teil eines ernsthaften Rollenspiels. Die Fotografin versteht sich in dieser Situation als Beobachterin kindlicher Abläufe, in deren Verlauf sich durch die Kamera eine Eigendynamik entwickelt, die das Spiel zunehmend zu einer Aufführung und Darbietung werden lässt.
??"In Eva Bertrams Bildkunst verlässt die Madonna das Bild. Sie tritt aus ihm heraus, und richtet ihren Blick auf das Kind. Aber das Kind schaut zurück, lange, bevor es ahnen kann, was das bedeutet: sich der Verfügung der anderen zu entziehen, und sich einzufügen ins Geflecht der wechselseitigen Bestimmungen.?Einander sehend: die Mutter das Kind, das Kind die Mutter, die Mutter, die sieht, wie das Kind sieht, wie sie es sieht, das Kind, das sieht, wie die Mutter sieht, dass sie von ihm gesehen wird, während sie es sieht - erzeugen die einander durchdringenden Blicke die Bilder.?(...)?
Es ist der Ernst des eigenen Lebens, auf dessen Blick der des Betrachters trifft. Der Ernst jener Arbeit der Verwandlung an Vorgefundenem, aus der jeder sein eigenes Leben beziehen muss, die mit den Spielen beginnt, in denen das Kind seine Existenz erspürt, wie dem, sich in den Kleidern einer anderen zu verbergen." ?
Andreas Steffens
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